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Wie es mit Mega-Projekt Hasenkopf weitergeht

Marburg. Schreck unter Stadtwald- und Ungläubigkeit bei Ockershausen-Bewohnern: Das Zwischenergebnis des Verkehrsgutachtens rund um die geplante Hasenkopf-Bebauung geht von einem deutlichen Anstieg der Auto- und Lieferwagenfahrten auf der Graf-von-Stauffenberg-Straße aus.

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Laut der Modellierung der Planersocietät – die zuletzt das Mobilitätskonzept „Move 35“ erstellte – gelingt es indes, dass das Ziel einer Mehrverkehrsvermeidung zwischen Herrmannstraße, Stiftstraße, Hoher Leuchte und Ockershäuser Allee erreicht wird. So soll es nach Experten-Einschätzungen trotz hunderter Neubewohnern auf dem Hügel kaum zusätzliche Autofahrten ins Dorf geben. Es ist allerdings eine Rechnung, die während der Ockershäuser Ortsbeiratssitzung viele als „Zauberei“, „lebensferne Theorie“ und „Schönrechnerei“ bezeichneten.

„Wahnsinnige Zusatzbelastung“ für Marburg-Ockershausen

Die vor etwa sieben Jahren an Bedingungen speziell rund um den Verkehr geknüpfte Zustimmung des Ortsbeirats zu einer Hasenkopf-Bebauung wackelt vor allem deshalb mehr denn je. „Das sind gravierende Veränderungen, eine wahnsinnige Zusatzbelastung für Menschen in einer verkehrlich ohnehin schon stark beanspruchten Gegend“, sagt Ortsvorsteher Ludwig Schneider angesichts von laut Prognose täglich bis zu 11.800 erreichten Pkw- und Lkw-Fahrten auf der von Wohngebäuden flankierten Graf-von-Stauffenberg-Straße. Aktuell sind es laut aus Zählungen etwa 7.500.

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„Mit Blick auf diese Zahlen wird mir schlecht“, sagt Richard Kiefer, Ortsbeiratsmitglied. Die Ergebnisse seien „nicht akzeptabel und gegenüber Bürgern nicht mehr zu vertreten“. Die seit Jahren erwartete Verkehrsprognose sei „enttäuschend“, der Mangel an Problemlösungs- und Verbesserungsvorschlägen für den „vollgestopften Stadtteil“ sei „frustrierend“. Während für die Stadtwald-Hauptstraße also hunderte bis tausende zusätzliche Autofahrbewegungen praktisch gutachterlich verbrieft seien, werde die Aussicht für Alt-Ockershausen – laut Modell verkehrlich kaum betroffen – „reine Theorie, Wunschdenken, Prinzip Hoffnung bleiben“.

Wie viel Verkehr entsteht durch das geplante Hasenkopf-Wohngebiet – und wo? Für eine Straße wird grundsätzlich ein deutlicher Anstieg des Auto- und Lkw-Verkehrs erwartet.

Wie viel Verkehr entsteht durch das geplante Hasenkopf-Wohngebiet – und wo? Für eine Straße wird grundsätzlich ein deutlicher Anstieg des Auto- und Lkw-Verkehrs erwartet.

Als „Sammelsurium des Schreckens“ bezeichnet auch Vanessa Kersten, Kopf der BI „Wir sind Hasenkopf“, die Details des Bebauungsplan-Vorentwurfs. Die Stadt würde im ohnehin bereits stark verdichteten Ockershausen „die Büchse der Pandora öffnen“, sei es wegen der „nicht zumutbaren“ Verkehrsbelastung oder wegen einer von ihr gemutmaßt möglichen – aber formal in den Plänen verneinten – perspektivischen Wohngebietsausdehnung am Hasenkopf.

Einspruch von Projektleiterin Monika Brüning: Es gelte eine „dauerhafte Begrenzung“ der Wohnbebauung, es werde also keine Expansion über das aktuelle Plangebiet hinaus geben. „Mehr Fläche, das ganze Potenzial brauchen wir nicht, um das Volumen zu schaffen, das wir schaffen wollen“, ergänzt Manuela Klug, Chef-Stadtplanerin.

Stadt: Auch ohne Wohngebiet deutliche Verkehrszunahme

Wie Klug erläutert, werde das Verkehrsaufkommen in den nächsten Jahren in ganz Marburg wegen Bevölkerungszuwachs, regionaler Arbeitsplatzentwicklung und stärkeren Pendlerströmen auch ganz ohne Hasenkopf-Bebauung deutlich steigen. Konkret: bis 2035 auf der Graf-von-Stauffenberg-Straße um wohl mindestens 1.600 Fahrten. Über die Herrmannstraße, rund um Stiftstraße und Hohe Leuchte wäre es demnach ein Plus von etwa 400 pro Tag. Und wenn perspektivisch 900 Menschen auf dem Hügel lebten, würden es laut Modell dorfwärts auch nicht mehr Autos.

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Wieso? Abgesehen davon, dass es am Hasenkopf nur 165 Auto-Stellplätze geben wird, gehen die Experten davon aus, dass „wegen Mehrbelastung durch Neuverkehr einige Bestandsverkehre großräumig andere Wege wählen“. 80 Prozent des reinen Hasenkopf-Neuverkehrs würden laut Gutachten über die Graf-von-Stauffenberg-Straße gehen. Nach Alt-Ockershausen würden es täglich nur wenige Dutzend mehr Pkw. Die ursächlich durch das Wohngebiet entstehende Verkehrszunahme – die bereits Auswirkungen von Vorhaben wie etwa Mosaik- und Sophie-von-Brabant-Schul-Bauvorhaben einrechnet – wird somit als „moderat“ bewertet.

Klug deutet an, dass die zwar auf bis zu 11.800 steigende, aber eben nur zum kleinen Teil auf einer Hasenkopf-Bebauung fußenden Zahl auch eine Folge der „Move 35“-Ablehnung durch den Bürgerentscheid 2024 sei. Die Prognose bilde jedenfalls eine Entwicklung ab, die es „ohne Ergreifen alternativer Maßnahmen“ gebe.

Häuser und Wege: Wie viel Fläche versiegelt wird

Wie Stadtplanerin Brüning erläutert, handelt es sich bei der aktuellen Planung um „eine konkretisierte Eins-zu-Eins-Umsetzung“ des Architektenentwurfs, der beim städtebaulichen Wettbewerb 2021 gewann. Dieser sieht im Kern „flächenschonendes Bauen“ vor. Bedeutet: Mehrere drei- bis fünfgeschossige Häuser sollen, umgeben von einem Solarpark und Streuobstwiesen kommen. „Es werden keine Riegel gebaut, das Gebiet wird von Kaltluft durchströmt“, sagt Brüning mit Verweis auf gutachterliche Modellierungen.

Auf der Gesamtfläche von neun sind etwa sechs Hektar für Gebäude- und Wegebebauung vorgesehen. Der Gesamtumfang: Platz für rund 900 Bewohner in 330 Apartments, wovon 30 Prozent Sozialwohnungen und ein Teil für gemeinschaftliche Wohnformen reserviert sein, Räume für Bäckerei, Kiosk und Paketstation bereitstehen sollen.

In einer Hochgarage, die mit direktem Zugang an der Kreisstraße 68 gebaut werden soll, ist Platz für etwa 165 Pkw. Verbunden mit einer im Vergleich zu den Parkplätzen näher an den Wohnhäusern und einem Kita-Bau gelegenen Bushaltestelle sowie Rad- und Leihwagen-Optionen, Grünflächen und Spielplätzen solle der Hasenkopf ein „auto- und verkehrsarmes Quartier“ werden.

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Mit einer Kreisstraßen-Querung samt Direktverbindung auf die andere Hasenkopf-Hügelseite soll es einen Radweg in Richtung der jüngst mit Splitt wieder ertüchtigten Alten Weinstraße geben. Eine Befestigung, gar Asphaltierung des Feldwegs zwischen Ockershausen und Wehrshausen, die bis zu vehementer Kritik im Jahr 2024 in der Stadtverwaltung angedacht war, befürchten weiter viele. Der Magistrat wies entsprechende Pläne zuletzt als „Phantom“ zurück.

Verkehrs- und Baukritik an „Dörfchen mit Hochhäusern“

Keine nennenswerten Rückstaus und Wartezeiten: Die Gutachter-Prüfung der Ockershausen-Straßen habe laut Klug ergeben, dass fast alle Kreuzungsbereiche „zusätzliche Verkehre gut aufnehmen könnten“. Es gebe „gewissen Handlungsbedarf“ an der Ecke Stiftstraße/Bachweg und der Einmündung von Graf-von-Stauffenberg- und Stephan-Niederehe- zur Gisselberger Straße Richtung Südspange.

Der neue Ziel- und Quellverkehr für das Neu-Wohngebiet werde in der Spitzenstunde 76 Kfz-Fahrten ausmachen. Doch Ockershäuser wie Wolfgang Höhl glauben auch nach den Experten-Ergebnissen nicht daran, dass nur wenige Dutzend Hasenkopf-Bewohner ein Auto nutzen, tatsächlich die Anliegerregelung der steilen Stadtwaldstraße beachtet würde.

„Auf die ohnehin schon stark belasteten Menschen kommt eine enorme Mehrbelastung zu. Das ist untragbar“, sagt Marcel Funk von der Initiative für Kinder-, Jugend- und Gemeinwesenarbeit, in Bezug auf die Stauffenberg-Straße. Die Stadt Marburg „verrenkt sich dabei“, die topografische Lage und die daraus resultierenden Verkehrszwänge des Hasenkopfs „nicht zu beachten“. Wer für den Stadtwald von Radfahren spreche, „spricht von schlicht nicht effizient nutzbaren Verbindungen“. Und auch mit Bussen, selbst bei kürzeren als 30-Minuten-Takten, seien die Reisezeiten speziell für Arbeitswege etwa zu den Bahnhöfen zu lang. „Das ist unpraktikabel.“

Das sieht Dieter Wenz, eines der trotz Umlegungsverfahren einen Grundstücksverkauf ablehnenden BI-Mitglieder, genauso: „Das ist ein unattraktives, unsinniges Baugebiet, das mit unrealistischen Annahmen durchgesetzt wird.“ Ein Anwohner erntet Applaus, als er sarkastisch sagt: „Durch mehr Wohnungsbau entsteht weniger Verkehr – das ist Marburger Magie!“

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Eine Anwohnerin bezeichnet den Bebauungsplan als „ein Dörfchen mit Hochhäusern“ und erneuert die BI-Haltung, das Marburg für Wohnungsbau nicht Teile des Naherholungsgebiets auf dem Berg, sondern versiegelte Stadtflächen im Tal – etwa die Monette-Brache und den Blau-Gelb-Sportplatz – nutzen sollte.

Bis Freitag, 25. April, können alle Bürger bei der Stadt Marburg Stellungnahmen zu dem Bebauungsplan-Entwurf einreichen (Kontakt: stadtplanung@marburg-stadt.de). Diese werden gesammelt, fachlich bewertet und können je nach Beurteilung der Stadtplaner Eingang in die weitere Bearbeitung finden. Ein Satzungsbeschluss, der praktisch Baurecht schafft, ist für das Jahr 2026 vorgesehen.

OP

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