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Besonderes Mittagessen für die Ärmsten in Buenos Aires

Es soll ein ganz besonderer Gedenktag werden: „Wir werden in einer Karawane die Orte besuchen, die uns an die Schritte von Franziskus an die Ränder der Gesellschaft erinnern: Plätze, Krankenhäuser, Gefängnisse, Elendsviertel, die Häuser Christi“ – das schreiben die argentinischen Armenpriester in ihrer Einladung. Es ist ein bewusster Kontrast zur Feier in Rom. Es soll die Kirche der Armen gefeiert werden. So, wie der verstorbene Papst es wünschte.

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„Wir werden zu Fuß, mit dem Auto und mit dem Bus unterwegs sein”, heißt es weiter. „Wir werden uns an seine Worte erinnern und die Gesten des damaligen Kardinals Bergoglio nachahmen, mit dem wir gelernt haben, eine Kirche in Bewegung zu sein, die mehr einem Feldlazarett gleicht als allem anderen.“

Gedenken an den argentinischen Papst: Vor der Kathedrale in Buenos Aires haben Gläubige Blumen, Kerzen und Bilder niedergelegt.

Gedenken an den argentinischen Papst: Vor der Kathedrale in Buenos Aires haben Gläubige Blumen, Kerzen und Bilder niedergelegt.

Am Sonnabend wird die Aufmerksamkeit der Argentinier zunächst der Fernsehübertragung aus Rom gelten. Dort beginnt die offizielle Trauerfeier um 5 Uhr argentinischer Zeit. Danach aber wollen die Argentinier ihren eigenen Abschied zelebrieren. Geplant ist dann auch ein großes gemeinsames Mittagessen auf der Plaza de Mayo. Jenem Platz, auf dem das politische Herz Argentiniens schlägt, weil er zwischen dem Amtssitz des Präsidenten, der Casa Rosada, und der Kathedrale von Buenos Aires liegt. Und der so oft Schauplatz von politischen und gesellschaftlichen Demonstrationen ist.

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„Jetzt wollen wir bei den Menschen sein“

Bei diesem besonderen Mittagessen sitzen keine Ehrengäste in der ersten Reihe, sondern die Menschen aus den „Pfarreien und Kapellen der Arbeiterviertel und Armenviertel“, heißt es in der Ankündigung der Armenpriester. Obdachlose, Rentner, Arbeitssuchende, alleinerziehende Mütter.

„Die Ärmsten, die Vergessenen, die Ausgestoßenen, die Gefangenen, die Kranken, die Großeltern, die Kinder, die Menschen auf der Straße… sind das Vermächtnis von Franziskus“, schreiben die Armenpriester – die sogenannten „Curas Villeros“. „Jetzt wollen wir mehr denn je bei den Menschen sein und unsere organisierten Gemeinschaften dabei begleiten, Gutes zu tun.“ Nicht wenige Mitglieder der argentinischen Gemeinden fürchten, ohne den Papst als „Schutzpatron“ könnte ihre Arbeit schwerer werden und die Armut in Argentinien und Lateinamerika aus dem Blickwinkel geraten.

Ein Meer von Kerzen vor der Kathedrale

Den Auftakt des argentinischen Gedenkens an den Papst macht am Sonnabend zunächst ein Gedenkgottesdienst in der Kathedrale von Buenos Aires. In jener Kirche also, in der Jorge Bergoglio als Erzbischof tätig war, eher er im März 2013 nach Rom flog und und dort zum Papst gewählt wurde. Auf den Stufen der Kathedrale findet sich inzwischen ein Meer von Kerzen, das heruntergebrannte Wachs klebt auf den Steinen.

Mit diesen Gedenkfeierlichkeiten geht eine historische Woche in Argentinien zu Ende. Die hatte mit einem Gottesdienst in der Basilica de San Jose de Flores begonnen. Im dem Viertel war der junge Jorge Bergoglio aufgewachsen. Auch Vizepräsidentin Victoria Villaruel war gekommen. Sie erntete Beifall und bitterböse „Nazi“-Rufe, als sie mit ihrem Tross die Kirche betrat und wieder verließ. Viele Gläubige haben der libertären Regierung um Präsident Javier Milei den rüden Umgangston nicht verziehen.

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Um Versöhnung bemüht: Erzbischof Jorge Garcia Cuerva am Mikrofon ist die neue starke Stimme der argentinischen Katholiken´.

Um Versöhnung bemüht: Erzbischof Jorge Garcia Cuerva am Mikrofon ist die neue starke Stimme der argentinischen Katholiken´.

 

Sein „Geschäftsmodell“ sei die Armut, hatte Milei dem Papst während des Wahlkampfes 2023 indirekt vorgeworfen. Und unterstellte ihm, die Kraft des Kapitalismus nicht zu verstehen und die Gefahr des Sozialismus zu unterschätzen. Anders als Milei hatte die als erzkonservativ geltende Villarruel die Nähe des Papstes gesucht. Gleichzeitig aber warb sie für eine „komplette Erinnerung“ im Umgang mit der rechtsextremen Militärdiktatur, die Schätzungen zufolge 30.000 Opfer forderte.

Was sie meinte: Im Vorfeld der Diktatur gab es auch rund 1000 Opfer, die von Mitgliedern linksextremer Guerillagruppen getötet worden waren. Für sie gibt es bis heute keine Gedenkstätte oder offizielles Gedenken. Das linke Argentinien nimmt ihr übel, dass sie diese Opfer mit denen der rechtsextremen Militärs gleichsetze. Damit sei ein gesellschaftlicher Konsens aufgekündigt worden.

Streit um das Erbe der Militärdiktatur

Villarruel sagt, man müsse allen Gewaltopfern gedenken. Auch der verstorbene Papst spielte in der komplexen Debatte eine wichtige Rolle: Dass er die Stimme gegen den Kapitalismus erhoben, aber zu den Menschenrechtsverletzungen im Sozialismus geschwiegen hatte, hat viele konservative Katholiken in Lateinamerika schwer getroffen.

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Auf die „Nazi“-Rufe gegen Villarruel reagierte der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Gracia Cuerva, erschrocken: „Sie haben nichts verstanden“, sagte er auf einer Pressekonferenz und rief zur Versöhnung auf. Cuerva ist nun die neue starke Stimme der argentinischen Kirche. Am Vortag des Papsttodes hat er noch einmal den libertären Präsidenten Javier Milei wegen dessen radikaler Sparpolitik scharf attackiert.

Garcia Cuerva sagte auch, Franziskus habe immer seine Heimat besuchen wollen. Doch irgendwann, nachdem der Papst allen argentinischen Wahlkämpfen terminlich aus dem Weg gegangen war und unzählige Reisen an die Ränder der Gesellschaft gemacht hatte, da ging dem Argentinier die Lebenszeit aus. Die Folge: Argentinien hat seinen ersten Papst nie im eigenen Land zu Gesicht bekommen.

“Geringfügige Differenzen”: Der argentinische Präsident Javier Gerardo Milei, wird am 12. Februar 2024 von Papst Franziskus in Rom empfangen.

Präsident Milei und sieben Kabinettsmitglieder sind nach Rom gereist, um an der Trauerfeier teilzunehmen. Wie sich der Tod des Papstes innenpolitisch auswirkt, bleibt abzuwarten. Milei-Kritiker posteten alte Kommentare und Beleidigungen des Präsidenten über den Papst, die posthum natürlich noch einmal eine besondere Wucht entfalten. Das Internet vergisst nichts.

„Es war eine große Ehre, ihn kennenlernen zu dürfen“

„Trotz der Differenzen, die heute geringfügig erscheinen, war es für mich eine große Ehre, ihn in seiner Güte und Weisheit kennenlernen zu dürfen“, versuchte Milei die Gemüter zu beruhigen. Milei-Anhänger kontern mit Beiträgen über den damaligen Versuch linksgerichteter Peronisten, Franziskus nach seiner Wahl im März 2023 in die Unterstützerecke der Militärdiktatur des 20. Jahrhunderts zu drängen. Ihnen missfiel, dass er als Kardinal auch Kritik an den Linken geübt hatte. Die angebliche Kollaboration von Bergoglio mit den rechtsextremen Generälen war aber eine Falschbehauptung, die schnell in sich zusammenbrach.

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Nicht einmal in der Woche nach dem Tod des Papstes pausiert die Polarisierung in dessen Heimatland. Vielleicht gelingt das wenigstens an diesem Sonnabend.

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