
S treng geheim hinter verschlossenen Türen wird zwischen dem 6. und 11. Mai ein neuer Papst gewählt. Das Verfahren ist so abgeschirmt, dass manche schon von einem Krimi sprechen. Am Ende löst der Vatikan den Fall aber selbst: Der nächste Pontifex ist einer der 135 zur Wahl stehenden Kardinäle, die jünger als 80 Jahre sind.
Fieberhaft wird jetzt über den einen oder anderen Kandidaten spekuliert, es werden Charisma verglichen und theologische Haltungen abgeklopft. Eines aber dürfte feststehen: Einen zweiten Franziskus wird es nicht geben. Das hat nichts damit zu tun, dass der Argentinier nicht beliebt war. Im Gegenteil, sein Engagement für die Armen und den Globalen Süden, seine Bescheidenheit und seine Empathiefähigkeit machten ihn zu einem besonderen Papst. Auch zu einem, der versuchte, die katholische Kirche dem Zeitgeist anzupassen.
Aber sein Reformwille hatte Grenzen: Weihen für Frauen waren mit ihm auf keinen Fall zu haben, ebenso wenig eine Ehe für alle, also auch für queere Personen. Nicht einmal die Segnung für Homosexuelle, der Franziskus seinen Segen gab, durfte seinem Willen zufolge einem Hochzeitsritual ähneln. Für die Aufarbeitung sexueller Gewalt in katholischen Einrichtungen hatte er offenbar nicht mehr übrig, als ein paarmal den Rosenkranz zu beten.
Doch Reformen vor allem in diesen drei Punkten wünschen sich sowohl katholische Frauenorganisationen als auch Homosexuellenverbände und Menschen, die als Kinder und Jugendliche von katholischen Würdenträgern missbraucht wurden. Sie haben jedes Recht dazu, nicht nur, weil das Fragen der Gleichstellung sind. Sondern weil die Welt von heute nicht mehr die von 1950 ist.
Unabhängig davon, dass der Alltag in katholischen Einrichtungen zusammenbrechen würde, würden all die dort arbeitenden Frauen ihre Arbeit einstellen, gibt es herausragende Theologinnen, die natürlich Priesterinnen werden könnten. So wie es queeren Menschen zusteht, einander zu heiraten, mit allen Rechten und Pflichten, die heterosexuelle Paare auch haben. Missbrauchsopfer müssen endlich für das erlittene Elend entschädigt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Kurz: Den Reformprozess hatte Franziskus gerade mal sanft angestoßen. Dass dieser fortgeführt wird, ist kaum zu erwarten.
Im Gegenteil, wir dürfen wohl damit rechnen, dass der nächste Papst ein konservativer Knochen ist, der die katholische Kirche in eine Welt (zurück)führt, wie sie ein Großteil der Kardinäle am liebsten früher als später hätte: ohne Frauengedöns und queeres Lotterleben, mit Vater-Mutter-Kinder-Familien und einer männlichen Macht, die über allem steht.
Damit würden Vatikan und katholische Kirche auf einen Kurs einschwenken, den die Welt gerade eingeschlagen hat – hin zu Autokratien, der Macht des Stärkeren, toxischer männlicher Hybris, weg vom Anspruch an Gleichstellung, Solidarität, Menschlichkeit. Die Zahl der erzkonservativen bis reaktionären Kardinäle, die gewählt werden könnten, ist jedenfalls nicht gering.
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