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Staatsoper Hannover zeigt erneut Ballett von Marco Goecke

Im Februar vor zwei Jahren kam es an der Staatsoper Hannover zu einem Vorfall, über den Medien auf der ganzen Welt berichtet haben. Im Foyer der Oper hatte der Choreograf Marco Goecke die Tanzkritikerin Wiebke Hüster mit Hundekot beschmiert. Eine beispiellose Tat. Nicht nur Journalistinnen und Journalisten empfanden die Hundekot-Attacke als Angriff auf die Pressefreiheit.

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Goecke wurde Hausverbot an der Staatsoper erteilt (das bereits einen Monat nach dem Angriff wieder aufgehoben wurde), sein Vertrag als Ballettdirektor wurde im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Der Choreograf zeigte öffentliche Reue, und nur wenige Monate nach der Attacke auf die Kritikerin wurden seine Arbeiten wieder aufgeführt. Auch in Hannover.

Große Emotionen: Szene aus Marco Goeckes „The Big Crying“ am Nederlands Dans Theater.

Große Emotionen: Szene aus Marco Goeckes „The Big Crying“ am Nederlands Dans Theater.

Demnächst präsentiert das Staatsballett eine weitere Arbeit von Goecke. Dabei wird der Name des Choreografen in großen Lettern auf den Ankündigungsplakaten zu lesen sein. Denn er steht sogar im Titel: „Shechter – Goecke – Ekman” heißt der dreiteilige Ballettabend. Gezeigt werden jeweils eine Arbeit der international bekannten Tanztheaterstars Hofesh Shechter und Alexander Ekman und eben ein Ballett von Marco Goecke.

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Die Premiere ist für den 6. Juni angesetzt. Danach soll es wie üblich eine Feier geben, zu der auch die drei Choreografen eingeladen sind.

 Er ist ein Ausnahmekünstler, der eine zweite Chance verdient hat.

Benedikt von Peter,

Intendant des Theaters Basel über Marco Goecke

Täter-Opfer-Umkehr bei Goeckes Entschuldigungen?

Auch anderswo macht Goecke weiter. In diesem Sommer wird er als neuer Künstlerischer Leiter und Hauschoreograf am Theater Basel anfangen. Bei der Vorstellung der Personalie sagte Intendant Benedikt von Peter über Goecke: „Er ist ein Ausnahmekünstler, der eine zweite Chance verdient hat.“ Als die Personalie bei einer Pressekonferenz verkündet wurde, sagte Goecke, dass der Vorfall vom Februar 2023 nur schwer zu entschuldigen sei und dass er bei Wiebke Hüster, der betroffenen Theaterkritikerin, um Entschuldigung gebeten habe.

Ich dachte, das ist absurd, erst wird mir körperliche Gewalt angetan, und dann soll ich aus derselben Hand, die mir Hundeexkremente ins Gesicht gerieben hat, Geld nehmen.

Wiebke Hüster,

Tanzkritikerin

Die sagte jetzt auf Anfrage, dass es keine Entschuldigung von Goecke gegeben habe, bei der es nicht zu einer Umkehr des Täter-Opfer-Verhältnisses gekommen sei. Bei allen Entschuldigungsversuchen Goeckes sei immer davon die Rede gewesen, dass er sich durch Hüsters Kritiken verletzt gefühlt habe.

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10.000 Euro Schadensersatz abgelehnt

Hüster sagte, dass ihr Goecke über seinen Anwalt 10.000 Euro als Schadensersatz angeboten habe. Sie habe das Angebot abgelehnt. Sie sagte: „Ich habe dem Anwalt, Herrn Peter Raue, nicht auf dieses Angebot geantwortet. Es fühlte sich taktisch an. Ich dachte, das ist absurd, erst wird mir körperliche Gewalt angetan, und dann soll ich aus derselben Hand, die mir Hundeexkremente ins Gesicht gerieben hat, Geld nehmen. Geld, das ich auf keinen Fall behalten würde, sondern spenden würde.“

Das Strafverfahren gegen Marco Goecke wurde im November 2023 gegen die Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Goecke hat eine mittlere vierstellige Summe an den hannoverschen Verein Waage gezahlt, der sich um Mediation und Konfliktschlichtung kümmert.

Den Tanzabend in Hannover wird Wiebke Hüster nicht besuchen. „Ich sehe mir keine Goecke-Stücke an“, sagte sie auf Anfrage. Sie sagte, sie wolle es vermeiden, dem Choreografen irgendwo in einem Foyer wieder zu begegnen. Die Hundekot-Attacke sei ein einschneidendes Erlebnis für sie gewesen. Sie sagt: „Das war unfassbar schrecklich.“ Und: „Das war eine ungeheure Brutalität.“ Und: „Das war bestialisch.“

Staatsoper: Keine besondere Position für Goecke

In einer mit Intendantin Laura Bermann abgestimmten Stellungnahme der Staatsoper heißt es: „Trotz des ungeheuerlichen Zwischenfalls 2023 und seiner Folgen hat sich die Staatsoper Hannover nach reiflicher Überlegung und unter Einbindung von internen und externen Stakeholdern entschieden, die Kunst von Marco Goecke in der Spielzeit 2024/25 mit einem in Hannover noch nicht gezeigten Stück in den Spielplan zu nehmen.“

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Berman weist darauf hin, dass Goecke „zu den weltweit prägenden Choreografen der Gegenwart” gehört und dass er die Tanzcompagnie in Hannover unter ihrer Intendanz stark geprägt habe. Außerdem macht die Staatsoper in der Stellungnahme deutlich, dass Goecke „nach den international üblichen Bedingungen“ als Gastkünstler am Haus arbeite und dabei „keine besondere Position” einnehme. Er sei nicht für die Einstudierung im Ballettsaal zuständig, sondern werde den Tänzerinnen und Tänzern erst im Rahmen der Endproben auf der Bühne ein Feedback geben.

Dass Goecke keine besondere Position im Haus einnimmt, scheint allerdings nicht ganz richtig zu sein: Im Rahmen der Ostertanztage ist vom 13. bis 21. April eine Ausstellung im Foyer der Staatsoper zu sehen. Der Fotograf Ralf Mohr präsentiert dort seine Serie „Stage-Backstage“, die sich dem Schaffen von Marco Goecke widmet.

Dieser Artikel erschien erstmals in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ – Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland.

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