
Vier Jahre lang war es still um Lorde. Nun meldet sich die neuseeländische Musikerin mit neuer Musik zurück – und mit erstaunlicher Offenheit. In einem ausführlichen Porträt im „Document Journal“, einem halbjährlichen Printmagazin im Buchformat, spricht die Künstlerin nicht nur über ihr kommendes Album „Virgin“, sondern auch über die inneren Kämpfe, die sie durchstehen musste, um überhaupt wieder Musik machen zu können.
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„Ich habe meinen Körper klein gemacht, weil ich dachte, dass das von einer Frau – besonders einer Frau im Rampenlicht – erwartet wird“, sagte sie. „Ich dachte: Wenn ich klein bin, zeige ich den Leuten, dass ich meine Rolle ernst nehme.“
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Lorde, inzwischen 28 Jahre alt, beschreibt damit nicht nur ein körperliches Gefühl, sondern auch eine geistige Haltung. „Ich war sehr schwach“, erzählte die Sängerin, die mit Hits wie „Royals“ und „Green Light“ zum globalen Popphänomen wurde. „Wenn ich heute zurückblicke, habe ich dieses Gefühl des Dahintreibens nicht mehr. Ich esse jetzt so viel, wie ich möchte und brauche.“ Damals sei sie nicht wirklich in ihrem Körper angekommen.
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Zurück im Leben und auf der Bühne
Was sie heute mit Stolz sagen kann, war ein langer Prozess. Für ihr neues Album „Virgin“, das am 27. Juni erscheinen soll, setzte sie sich ein klares Ziel: Erst wenn sie wieder bei sich selbst angekommen sei – körperlich wie geistig –, wolle sie Musik veröffentlichen. „Dieses Album ist ein Nebenprodukt dieses Prozesses, vollständig in meinen Körper zurückzukehren und die ganze Kraft, die darin steckt, zu spüren“, so Lorde. „Es ist cool, wieder an diesem Punkt zu sein – als würde sich ein Portal öffnen, mit all seiner Schwere.“
Heute versteckt sie sich nicht mehr – weder vor sich selbst noch vor der Öffentlichkeit. „Ich nehme mir nichts mehr weg“, sagte sie. „Früher dachte ich oft, ich dürfte nicht viel essen – als würde mir jeder Bissen gar nicht zustehen. Irgendwann kam der Moment, in dem ich dachte: Das ist nicht mehr normal.“
„Jede Mahlzeit ein Kampf“
Die Offenheit, mit der Lorde über ihr Körperbild, ihre psychische Gesundheit und ihre kreative Blockade spricht, ist bemerkenswert. Auch in einer Notiz auf ihrer Website, die sie zur Veröffentlichung ihrer neuen Single „What Was That“ Ende April teilte, gewährte sie tiefe Einblicke in eine schwierige Zeit, wie das „People“-Magazin berichtet. Ende 2023 war sie „zurück in New York“, frisch getrennt und hatte „die hormonelle Verhütung abgesetzt“. „Jede Mahlzeit ein Kampf“, schrieb sie damals. „Rückblenden und Wellen. Ich ließ mich vom Strudel der Trauer mitreißen. Ich öffnete den Mund – und nahm auf, was aus mir herausfloss.“
Selbst in ihren Songtexten thematisiert sie die körperlichen und emotionalen Folgen dieser Zeit. Im Remix von „Girl, so confusing“ mit Charli XCX singt sie: „I was so lost in my head / And scared to be in your pictures / ‘Cause for the last couple years / I’ve been at war with my body / I tried to starve myself thinner / And then I gained all the weight back.“
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Quasi über Nacht berühmt
Lorde, die ihren Künstlernamen gewählt hat, weil sie sich für Aristokratie interessierte, stammt ursprünglich nicht aus dem typischen Popstar-Kosmos. Popgrößen kommen meist aus Los Angeles, vielleicht London oder Sydney – aber nur selten aus Neuseeland. Und doch hat der kleine Inselstaat mit seinen etwas über fünf Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen einige kreative Exporte hervorgebracht. Regisseur Peter Jackson ist sicherlich der bekannteste.
Lordes Talent wurde früh erkannt. Mit zwölf unterschrieb sie ihren ersten Plattenvertrag, bald darauf schrieb sie eigene Songs. Der große kreative Durchbruch kam, als sie den Produzenten Joel Little traf. Gemeinsam schufen sie 2013 „Royals“, die Single, die sie über Nacht berühmt machte – mit ihrer unverwechselbaren, leicht entrückten Stimme und einer überraschend reifen emotionalen Tiefe für ihr Alter.
Vom Wunderkind zur selbstbewussten Frau
Mit gerade einmal 17 Jahren gewann sie ihren ersten Grammy. Ihre Eltern sprangen nach der Verleihung samt Abendkleid und Smoking in den Hotelpool – vor Freude und um nach all dem Trubel wieder auf dem Boden zu landen. In demselben Radiointerview zeigte sich ihre Mutter, die neuseeländische Dichterin Sonja Yelich, überzeugt davon, dass ihrer Tochter der Erfolg nicht zu Kopf steigen werde. „Sie ist eine recht ruhige Person und handhabt diese Dinge sehr gut“, sagte sie.
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Rückblickend mag diese Einschätzung nur bedingt zutreffen – zu prägend waren die Erfahrungen, über die Lorde lange schwieg. Heute wirkt die Künstlerin spürbar ruhiger und reflektierter. Ihr neues Album „Virgin“ steht nicht nur für ihre musikalische Rückkehr, sondern auch für den Versuch, wieder bei sich selbst anzukommen.
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