
Marburg. Die Säulen sind in Warnfarben angemalt, ein Zackenmuster in Gelb-Schwarz. Doch durch einen tragenden Pfeiler in der Fahrzeughalle des Ketzerbach-Feuerwehrhauses ziehen sich Risse und Furchen. Was schon äußerlich sichtbar ist, hat in der vergangenen Woche Prüfer auf den Plan gerufen – und sie haben entschieden, das Gebäude vorsichtshalber zu sperren und räumen zu lassen, um die Schäden genauer zu untersuchen.
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Die Sorge im Nachgang des standardmäßigen Wachen-Checks: Das Haus könnte einsturzgefährdet sein, weshalb zunächst Stützwände aufgestellt worden sind. Wie die Risse entstehen konnten, welche Auswirkungen sie haben, hat in den vergangenen Tagen ein Statiker untersucht.
Ergebnis: Die tragende Stütze ist noch intakt. Risse gebe es lediglich in der Ummantelung aus Beton – und die sei „nicht maßgeblich für die Tragfähigkeit des Gebäudes, sie schützt lediglich die Stahlstützen“. Die Risse könnten laut Gutachter alters- oder abnutzungsbedingt sein.
Da das Gebäude wieder „komplett zur Nutzung freigegeben“ sei, kann der 2. Zug der Freiwilligen Feuerwehr Marburg-Mitte in den Stützpunkt zurückkehren. Das hat die Stadt Marburg am Mittwoch, 30. April, mitgeteilt.
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Aber: Ohne Reparatur, ohne Sanierung wird es demnach nicht gehen. Ein Konzept wird vom Statiker nun erarbeitet. Die Notfallabstützung, die zwischenzeitlich aufgebaut wurde, bleibe laut Stadt vorerst bestehen.
Marburgs OB Spies: „Sicherheit geht vor“
Die Sicherheit gehe vor, deshalb sei es „keine Frage, dass wir das Gebäude schließen“, sagt Oberbürgermeister und Brandschutzdezernent Dr. Thomas Spies (SPD) in einer Stellungnahme. Eben so lange, bis ein Experte bescheinige, dass die Feuerwehr es weiterhin gefahrlos nutzen könne. Nun sei der 2. Zug wieder von dort aus einsatzfähig, wo er beheimatet sei. Betroffen war die nach eigenen Angaben 45 Personen starke Einsatzabteilung, die Fahrzeuge und Ausrüstung bis Mittwoch, 30. April, vor allem in der Hauptfeuerwache am Erlenring unterbrachte.
Risse in tragenden Säulen im Feuerwehrhaus in Marburg.
Quelle: Björn Wisker
Die Wache in der Wilhelm-Roser-Straße ist auch wegen ihrer Geschichte eine besondere, das historische, 1911 erbaute und vor etwa 20 Jahren teilmodernisierte Gebäude nahe der Marbach ist Teil des Stadtbilds. Auf ihrer Jahreshauptversammlung forderte die Freiwillige Feuerwehr nur wenige Tage vor der Schließung noch Infrastruktur-Investitionen – allerdings bezog man das vor allem auf Dorf-Wachen wie etwa jene in Wehrshausen.
Gebäudemängel: Forderung nach Reform
Derzeit sorgen auch Ergebnisse des Technischen Prüfdienstes Hessen, der landesweit 2.500 Feuerwehrhäuser untersucht und dabei in Marburg-Biedenkopf an mehr als 100 Gebäuden teils große Mängel festgestellt hat, für Diskussionen (die OP berichtete).
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Und Sebastian Sack, Landtagsabgeordneter für Marburg-Biedenkopf, will gegensteuern. Der feuerwehrpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag – auch Mitglied im dafür zuständigen Innenausschuss – arbeitet an einem neuen Kurs für die Rettungskräfte-Infrastruktur.
„Wo Paragrafen Dinge erschweren, müssen wir ran. Es gilt, Praxis- und Alltagstauglichkeit herzustellen und zu überprüfen, es gibt viele Potenziale zur Vereinfachung, ohne an Sicherheit einzubüßen“, sagt er auf OP-Anfrage. So sei es etwa „völlig unsinnig“, dass in Gebäuden von Freiwilligen Feuerwehren für die Fahrzeuge Abgas-Absauganlagen installiert werden müssten. Theoretisch gedacht für den Gesundheitsschutz derer, die in der Halle arbeiten, sei es in der Realität speziell in Dorf-Wehren so, dass Fahrzeuge nur ein-, zweimal wöchentlich ein- und ausfahren, der Abgasausstoß in die Halle wenige Sekunden betrage.
Sebastian Sack tritt für die SPD im Landtagswahlkreis 13 im Rennen um das Direktmandat an. Der 41-Jährige kommt aus dem Neustädter Stadtteil Momberg und ist seit dem Jahr 2016 unter anderem Mitglied der SPD-Kreistagsfraktion Marburg-Biedenkopf.
Quelle: Sebastian Sack ist Landtagsabgeordneter für Marburg-Biedenkopf und feuerwehrpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Foto: Thorsten Richter
Bei Berufsfeuerwehren oder solchen mit höheren Einsatz- und Mitarbeiterzahlen sehe das zwar anders aus. Doch das seien in Marburg, im Landkreis Marburg-Biedenkopf und in ganz Hessen eher wenige Feuerwachen, die meisten könnten auf solche Anlagen – wie auch auf andere bauliche Vorgaben – verzichten. „Manches macht es nur komplizierter und teuer, nicht aber praktikabler oder besser.“
Zum Teil – etwa nötige Änderungen von Arbeitsstätten-Richtlinien – sind es Reformen, die aber nicht das Land Hessen alleine durchführen kann. Einiges müsste in Bundesregelungen, auch mit der Unfallkasse verändert werden. Darauf werde die hessische CDU-SPD-Koalition drängen, so Sack.
OP
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