
Weilburg. Es ist ein bewegender Abschied nach dem tragischen Tod des kleinen Pawlos: Hunderte Menschen sind am Mittwochabend in die Weilburger Schlosskirche genommen, um gemeinsam ihre Trauer um den sechsjährigen Jungen auszudrücken, der nach wochenlanger Vermisstensuche Ostersonntag tot aus der Lahn geborgen wurde.
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Sein Schicksal hat viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt und auch die vielen Einsatzkräfte und Helfer tief berührt, die wochenlang vergeblich nach dem Kind suchten – das ist bei dem ökumenischen Gedenkgottesdienst deutlich spürbar.
Hessens Kultusminister Armin Schwarz (3.v.l.), Innenminister Roman Poseck (4.v.l.), der Limburger Bischof Georg Bätzing (4.v.r) und der Weilburger Bürgermeister Johannes Hanisch (3.v.r.) sind zum Gedenkgottesdienst für Pawlos gekommen.
Quelle: Jörg Halisch/dpa
Nah beim Altar erinnert ein Bild an den Jungen, der in der Predigt noch einmal so lebendig beschrieben wird. Ein Blumenkranz in Gelb und Orange ist daneben aufgestellt – Pawlos, der gerne Farben mochte, hätte er vermutlich gefallen.
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Ein fröhliches Kind sei der Sechsjährige gewesen, das ganz schön schnell sein konnte und viel Energie hatte. Er sprang gerne Trampolin, mochte Klettern – aber eben auch das Wasser, in dem er viel zu früh den Tod fand. Was ihn interessierte, darin sei Pawlos gut gewesen, sagt die evangelische Pfarrerin. Auch das Alphabet habe der Erstklässler schon problemlos schreiben können. Doch dann sei sein Lebensfaden gerissen. „Pawlos fehlt.“
Bürgermeister hebt Zusammenhalt hervor
Am 25. März war der Sechsjährige gegen Mittag aus seiner Schule in Weilburg ohne erkennbaren Grund weggelaufen. Noch am selben Tag lief eine umfangreiche Suche an, bei der nichts unversucht gelassen wurde, um den Jungen möglichst lebend zu finden, wie Bürgermeister Johannes Hanisch (CDU) während des Gedenkgottesdienstes in der voll besetzten Schlosskirche noch einmal deutlich macht. Das Verschwinden und der Tod des Kindes bewege die Stadt, sagt Hanisch. Die Ereignisse zeigten aber auch, wie wichtig es sei, in schweren Stunden zusammenzustehen.
Hanisch selbst hatte zu Beginn der Suche noch an die Menschen appelliert, den Jungen, der nach seinen Worten eine autistische Veranlagung hatte, nicht zu rufen, falls er auftaucht. Da Pawlos als schreckhaft galt, sollte die Gefahr gebannt werden, dass er wegläuft.
Mit Luftballons in ganz Weilburg wurde versucht, die Aufmerksamkeit von Pawlos zu erregen.
Quelle: Boris Roessler/dpa
Bunte Luftballons wurden an vielen Stellen in der Stadt befestigt, um die Aufmerksamkeit des Kindes zu erregen. Besonders bewegend: Auch die Stimme der Mutter wurde während der Suche per Lautsprecher in die Straßen Weilburgs übertragen, um den Jungen anzulocken.
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Einsatzkräfte, Ehrenamtliche und viele Bürger halfen bei Suche
Neben Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Deutschem Rotem Kreuz beteiligten sich zahlreiche weitere Organisationen und Privatleute an der Suche nach dem Jungen – zeitweise drehten Hunderte Einsatzkräfte jeden Stein in der Lahnstadt um. Einwohnerinnen und Einwohner schwärmen bis in die Nacht mit Taschenlampen aus, suchen Gärten, Kellereingänge und Nischen ab. Doch der Junge blieb verschwunden.
Drohnen, Suchhunde, Hubschrauber, Spezialtaucher und die Reiterstaffel der Polizei kamen zum Einsatz, sogar ein Eurofighter der Bundeswehr hob ab, um hochauflösende Bilder der Umgebung zu liefern – aber ohne greifbares Ergebnis.
Das BKA hatte bundesweit in Bahnhöfen mit einem Foto nach Pawlos gesucht, wie hier in Frankfurt.
Quelle: Boris Roessler/dpa
Die Polizei bat bundesweit auf Informationstafeln in Bahnhöfen und an öffentlichen Plätzen um Hinweise auf das vermisste Kind. Die gingen auch in großer Zahl ein, doch ohne eine entscheidende Spur von Pawlos zu liefern.
Heute weiß man, warum: Ein Kanufahrer entdeckte am Abend des Ostersonntags den Jungen in der Lahn. Der Sechsjährige wird tot aus dem Fluss geborgen – laut Obduktion ertrank er schon kurz nach seinem Verschwinden.
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Gedenken auch am Fundort des toten Kindes
Mitfühlende Menschen haben Kerzen, Blumen und Kuscheltiere an der Fundstelle abgelegt. Während der Suche von Polizeitauchern hatten an dieser Stelle noch Angehörige ausgeharrt, die teils von weither nach Weilburg angereist waren, um die Familie und auch die Suche zu unterstützen.
Auch zu dem Gottesdienst in der Weilburger Schlosskirche sind Angehörige gekommen, die gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern um den Jungen trauern. Bei manchen Besuchern fließen auch Tränen. Eine Angehörige spricht den Helfern ihren Dank aus. „In dieser dunklen Zeit wart ihr an unserer Seite.“
Die Oberlahnbrücke, im Hintergrund ist das Schloss Weilburg zu sehen. Ein Kanufahrer hatte den toten Pawlos Ostersonntag in der Nähe der Oberlahnbrücke gefunden.
Quelle: Helmut Fricke/dpa
Poseck: „Wir trauern mit Ihnen“
Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) wertet die gemeinsame Suche und Trauer um Pawlos auch als Zeichen des Zusammenhalts und der Mitmenschlichkeit, wie er sagt. Den Eltern des Kindes sei das Schlimmste passiert, was Eltern widerfahren könne. „Wir trauern mit Ihnen und stehen fest an Ihrer Seite“, versicherte der Minister, an die Familie gewandt.
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Auch Bischof Bätzing tief bewegt
Auch der Limburger Bischof Georg Bätzing zeigt sich tief bewegt vom Schicksal von Pawlos. Nach dem Verschwinden des Jungen habe es keinen Morgen gegeben, an dem er nicht an ihn gedacht und gehofft habe, dass er gefunden werde, sagte Bätzing. Auch er wendet sich an die Familie des Jungen weist darauf hin, dass der ursprünglich aus dem Lateinischen stammende Name des Jungen „der Kleine“ bedeute.
„Wir haben den Kleinen nicht gekannt, bevor er sich verirrt hat. Seit diesem Tag ist Ihr Kleiner auch unser Kleiner“, sagt der Bischof. „Gott behüte den Kleinen, das ist mein Wunsch.“
RND/dpa
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