Wer sagt es Donald Trump? Ein Kommentar

Donald Trump würde so gern den Friedensnobelpreis bekommen. Aber wer überbringt dem Zerstörer der Weltordnung die für ihn enttäuschende Nachricht, dass einen Friedensnobelpreis nur bekommt, wer Frieden stiftet?

Erst hat sich der 78-Jährige mit seiner Ankündigung der Lächerlichkeit preisgegeben, den brutalen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine innerhalb von 24 Stunden zu beenden. Nun tobt er trotzig, dass Friedensverhandlungen Zeit brauchen. Den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj findet er jetzt „schwierig“, weil der sich nicht schreiender Ungerechtigkeit unterwirft.

Täter-Opfer-Umkehr

Richtig mag der Amerikaner nur damit liegen, dass er „einen Deal mit Russland“ hat. Und zwar nur mit Russland. Denn der angeblich mächtigste Mann der Welt hat sich zum Diener des russischen Präsidenten gemacht. Er hat sich auf die Seite des Kriegstreibers Wladimir Putin geschlagen und betreibt zu Moskaus Wohlgefallen Täter-Opfer-Umkehr.

Schließlich nennt Trump es eine „sehr schädliche Aussage“ von Selenskyj, dass er als Regierungschef um Territorium seines Staates kämpft und dazu naturgemäß auch die von Putin 2014 annektierte ukrainischen Halbinsel Krim zählt. Schon lange befürchten Diplomaten, dass die geschundene Ukraine einen hohen Preis für Frieden zahlen muss. Hinter den Kulissen wird darüber gesprochen, dass Kiew die Krim erst einmal nicht zurückbekommt, sondern eine Teilung des Landes wie einst Deutschlands mit dem Ziel einer späteren Wiedervereinigung hinnimmt. Aber jegliche Hinweise auf solche Überlegungen verbieten sich für einen US-Präsidenten. Und niemals darf ein echter Vermittler Partei für den Aggressor ergreifen.

Wäre die Lage nicht so dramatisch, könnte man Trumps unverantwortliche Einlassungen als das abtun, was sie sind: dummes Zeug. Doch es geht um Leben und Tod, und die USA können maßgeblich darüber entscheiden, wie lange die Ukraine von Russland noch bombardiert wird. Derzeit sieht es nach einem existenziell bedrohlichen Balanceakt für Kiew zwischen schmerzlichen Zugeständnissen und einem Bruch mit Washington aus.

Man wird das Gefühl nicht los, dass Trump es darauf anlegt, seine als Friedensbemühung getarnten US-Verabredungen mit Russland offiziell zu beenden. Dann könnte er die US-Hilfe für die Ukraine stoppen und trotzdem Deals mit Russland machen. Die Schuld würde er Selenskyj zuschieben. Autokraten von Peking bis Teheran reiben sich wegen der Aufwertung Moskaus trotz des Überfalls auf den Nachbarstaat schon jetzt die Hände. Völkerrechtswidrige Kriege versprechen demnach Erfolg.

US-Radar

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Die Europäische Union ist noch nicht in der Verfassung, das Erbe der USA als Schutzmacht, das Trump nun verhökert, zu übernehmen. Tatsächlich kommt auf Deutschland als größte Volkswirtschaft in Europa eine wichtige Rolle zu. Es ist nur zu hoffen, dass Union und SPD nächste Woche den Koalitionsvertrag kraftvoll absegnen und CDU-Chef Friedrich Merz am 6. Mai klar zum Kanzler gewählt wird. Dann hätte die Bundesregierung wieder eine Stimme. Auch wenn sie sich erst noch Gehör verschaffen muss.

Vermutlich wagt im Weißen Haus niemand, Trump die Wahrheit über seinen Irrweg zu sagen. Schlimmer noch, die Truppe um seinen Vize J.D. Vance tickt wie er und hetzt ihn auf. Vielleicht verspricht der „Deal” mit Putin viel Geld oder Vorteile für die US-Regierung. Aber mit der Demütigung der Ukraine verlieren die USA an Einfluss und Vertrauen in der Welt. Und die Welt verliert die USA als Ordnungsmacht, wenn es um Krieg und Frieden geht. Den Friedensnobelpreis kann Trump vergessen. Ebenso Respekt und Anerkennung, wonach er so giert.